Ein geistiger Weg

„Erkenne dich selbst!“ stand einst auf einer Säule des Apollon-Tempels zu Delphi. Was war damit gemeint? Apollon war in der griechischen Mythologie der Gott des Lichts und der Heilung. Er forderte die Menschen zur Selbsterkenntnis auf. Wir kön­nen also vermuten, dass genau diese Aufforderung an die Besucher des Tempels gerichtet war. Allerdings gab es bisher so viele Erwiderungen darauf wie es Leute gab, die sich dazu aufgefordert fühlten. Es musste also weniger um das gehen, was wir bei unserer Suche vorfinden würden, als um Leitlinien oder Prinzipien der erfolgreichen Suche.

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Wir „benutzen“ unseren Verstand die ganze Zeit, im Wachen wie im Schlafen, jeden Au­genblick unseres Lebens – ein paar Tiefschafphasen der Nacht ausge-nommen. Wir be­merken es nicht, weil er zum größten Teil selbsttätig arbeitet. Er läuft einfach. Wir „be­nutzen“ gewöhnlich nur Ergebnisse seiner Berechnun­gen, um uns zum Beispiel in unse­rer Umgebung zu orientieren oder unsere Frau zu erkennen, wenn sie nach Hause kommt. Wir „benutzen“ ihn ein wenig mehr, wenn wir ihm Fragen für seine Berechnun­gen stellen: wenn wir nachdenken, zum Beispiel um uns an etwas zu erin­nern oder eine Lösung für ein Problem zu finden. Doch auch dann werden uns die Berechnungen selbst verborgen bleiben, wenn wir die Idee übernommen haben, dass wir das alles mit dem Gehirn tun – in das Gehirn können wir gewöhnlich ja nicht hineinschauen.

Doch wenn Sie einmal auf Ihren mentalen „Rechner“ schauen – sein „Bildschirm“ ist genau vor Ihrer Nase – werden Sie wahrscheinlich eine geöffnete „Datei“ vorfinden. Sie wird bei Tageslicht oder allzu heller Beleuchtung allerdings kaum zu erkennen sein – anders als in den Träumen der Nacht. Wenn Sie also einmal mit einem Traum aufwa­chen, schauen Sie hin, was Sie sehen. Ob Sie die Augen geschlossen halten oder nicht, wird kaum einen Unterschied machen. Das ist Ihr ganz persönlicher „Rechner“: Ihr Ver­stand.

Es gibt eine Unmenge von Bildern in einem Verstand, mit all den Wahrnehmungs-modi, die ein lebendiger Organismus hergibt: sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen usw. Probieren Sie es aus. Setzen Sie sich auf Ihr Sofa, schließen Sie die Augen und erinnern Sie sich an ein angenehmes Geschehnis des Vortags oder der letzten Woche.

Manchmal muss man die Leute direkt darauf hinweisen, um ihre Erkenntnis zu erhalten. Ich erinnere mich diesbezüglich an ein Erlebnis mit einer Klien­tin, die ich zum ersten Mal in Sitzung nahm. Sie hatte Probleme mit ihrem Chef. Und ich sagte ihr: „Schließ die Augen! Danke! Was siehst du?“ Sie: „Ja nichts! Alles schwarz!“ Ein paar Augenblicke später: „Ach so … “ Und sie berichtete mir detailliert von einem Geschehnis, das sich vor kurzem er­eignet hatte.

Die Bilder weisen eine Reihe von Ordnungskriterien auf. Das erste ist die Zeit. Sie macht aus all den Bildern eine Chronologie des bisherigen Lebens. Man kann Begriffe oder Namen in die „Suchmaschine“ eingeben, zum Beispiel „Onkel Sepp“, und man bekommt Bilder und Gescheh­nisse mit Onkel Sepp. (Die Suchmaschine Ihres PCs ist offenbar nur der „Suchmaschine“ Ihres Verstands nachempfunden. Das scheint der „dunkle Grund“ zu sein, aus dem Erfindungen oft kommen.)

Häufige Objekte, Situationen und Vorgänge sind mit Wörtern verknüpft, und man kann die Wörter verwenden, um schneller und effektiver zu denken. Es ist im Grunde ein phantastischer „Rechner“.

Der gewöhnliche „Rechner“ jedoch präsentiert einem zunächst ein ziemliches Durch­einander: Dateien fehlen, tauchen irgendwo anders wieder auf, Ordner lassen sich nicht öffnen, es gibt jede Menge an uner­wünschten Verknüpfungen, der Rechner läuft über­haupt sehr langsam usw. Mit anderen Worten, in einem Verstand findet man üblicher­weise erst einmal jede Menge an reaktivierten Erinnerungen: Frustrationen, Traumen, Verlusten, Bezie­hungsbrüchen, Proble-men, Missetaten und dergleichen mehr. Die Ge­schehnisse hängen in der Gegen­wart fest, manche Teile davon scheinen zu fehlen, ande­re sind mit anderen Geschehnissen verknüpft usw. Und diese Dinge müssen „nachbear­beitet“ werden – wenn‘s denn was werden soll mit der Selbsterkenntnis.

Hier kommt so etwas wie „mentale Technologie“ ins Spiel: der sachgerechte Umgang mit dem Verstand. Wenn man den Müll entfernt, der sich im Laufe der Zeit in dem „Rechner“ angesammelt hat, wird er wieder ordentlich laufen. Mit anderen Worten, wenn man die Geschehnisse sachgerecht bearbeitet, die zu schmerzhaft, unangenehm oder peinlich waren, als dass die Person sie nochmals erleben wollte, wird sich ihr Le­ben verändern. Sie wird irgendwann ihren Verstand selbst verste­hen. Und sie wird ver­stehen, in welcher Beziehung er zum Körper und zum gesamten Organismus, sprich Körper und Seele, steht.

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Eine gute Erkenntnis ist eine Erkenntnis, die einen weiterführt. So wird aus Wissen Wis­senschaft. Auch ein guter Weg ist ein Weg, der einen weiterführt. So kommt man in bis­her unbekanntes Land. Genau das geschah auch bei der Erkundung des menschlichen Verstands; und das unbekannte Land war das geistige Wesen.

Es gab bereits viele Bezeichnungen dafür. Heute werden die Wörter „psy­chisch“, „see­lisch“ und „geistig“ meist als Synonyme verwendet, ohne dass man weiß, wovon man eigentlich spricht. Man unterscheidet „Geisteswissenschaften“ von „Naturwissenschaf­ten“. Doch zu den Geisteswissenschaften werden ausschließlich Bereiche gezählt, die sich einerseits mit dem Menschen, andererseits aber nicht mit seinem Körper beschäfti­gen. In unserer Wissenschaftstradition wird der Geist zumindest also als etwas spezi­fisch Menschliches betrachtet.

In der Tat ist das geistige Wesen immer beteiligt, wenn Menschen Dinge tun, die ihre Potentiale als – wenn auch hochentwickelte - Tiere übersteigen, zum Beispiel eine Spra­che, ein Rechtswesen oder ein Wirtschaftssystem kreieren. Es ist offensichtlich auch be­teiligt, wenn Menschen Dinge tun, die gegen alle tierischen Instinkte sind, zum Beispiel andere als Eigentum betrachten, andere quälen oder Krieg führen. Wenn Sie sich unsere Geschichte einmal von diesem Gesichtspunkt aus ansehen, werden Sie vielleicht erken­nen, dass es gelegentlich, gerade nach Zeiten bitteren Elends, eine Art gesellschaftliches geistiges Erwa­chen gab, zum Beispiel in der Renaissance (zu Deutsch Wiedergeburt), als die ersten Demokra­tien entstanden, die Naturwissenschaften ihren Ausgang nahmen und Musik geschaffen wurde, wie es sie nie wieder auf diesem Planeten gab.

Der fortgeschrittene Teil der bisherigen mentalen Technologie gilt folglich dem Ver­stand des geistigen Wesen. Es geht zunächst darum, das Wesen seine Fixierungen auf all die Rollen erkennen zu lassen, die es in seinem menschlichen Dasein übernommen hat. Dahinter werden sich die „Spiele“ zeigen, die die Menschen spielen und die ihre Leben bestimmen. Und früher oder später wird das Wesen seine eigenen Ziele und Absichten finden, mit denen es beschäftigt war, bevor es sich auf das Menschsein einließ. Das Ziel ist die vollständige Wiederherstellung seines Bewusstseins, seiner Fähigkeiten und sei­ner Freiheit.

Psychologie, wie ich sie ver­stehe, ist des­halb ein geistiger Weg. Er beruht auf un­seren Wissenschaften und sachgerechten Erweiterungen ihrer Me­thodik. Ihr Ziel jedoch liegt jen­seits des wissenschaftli­chen Horizonts.

Das ist es, wohin mich die Weisung ge­führt hat: „Erkenne dich selbst!“ Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass ich „meine Technologie“ nicht als meine per­sönliche Errungenschaft betrachte – und der fortgeschrittene Teil auch nicht von mir selbst stammt. Verstehen ist eine sozia­le Angelegenheit. Kinder lernen von ihren Eltern und Lehrern; Wissen­schaftler bauen auf den Erkenntnissen ihrer Vor­gänger auf. Deshalb hier eine Liste von Leuten, die wichtig für mich waren und sind. Ich habe nicht alles gelesen, was sie geschrieben haben oder was von ihnen überliefert ist; ich stimme sicherlich auch nicht mit allem überein, was sie zu sagen hatten. Manchmal ist es nur eine einzige ihrer Erkennt­nisse, die mir weitergeholfen hat; manchmal habe ich aus Fehlern ge­lernt. Doch ich habe allen etwas zu ver­danken – und möglicherweise Sie auch. Die Liste ist nicht vollständig. Aber viel­leicht gibt sie Ihnen etwas Realität dar­über, was Sie von mir erwarten können und was nicht.    

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Zaratustra (ca. 630-553 v. Chr.) sprach: „Es gibt nur einen Weg, und der ist die Ehrlich­keit; alles andere sind nur Seitenpfade.“ Und in der Tat: Seien Sie ehrlich - und tun Sie ande­ren Gutes! Das ist auch meine grundlegende Emp­fehlung an jeder­mann, einschließ­lich meiner selbst.

Siddhartha Gautama (563-483 v. Chr.) erkannte, dass gegen die Realitäten von Altern, Krankheit, Tod und Schmerz auch Wohlstand und Reichtum keinen Bestand haben, und dass das menschliche „Leid“ letztlich nicht durch Schicksals-schläge oder soziale Unge­rechtigkeit verursacht wird, sondern aus der Existenz des Menschen selbst herrührt. Er trägt den Beinamen Buddha, was eigentlich „der Erwachte“ heißt: jemand, der den Zu­stand Bodhi („das Erwachen“) erreicht hat. Und er erreichte diesen Zustand der Legende nach, als er unter einer Pappelfeige meditierte. Er sah, dass es möglich sein sollte, einen Zu­stand geistiger Freiheit von dem ewigen Zyklus von Geburt, Leben, Tod und Wieder­geburt zu erreichen. Leider fand er zu seiner Zeit noch nicht die notwendigen wissen­schaftlichen Er-kenntnisse vor, um dem „Leid“ zu entkommen. Aber er hinterließ seinen Anhän-gern ein „Pfad“, um die­sem Ziel  näher zu kommen.

Heraklit (520-460 v. Chr.) war einer der ersten in unserem Kulturkreis, der sich mit den menschlichen Geschicken auseinandersetze. Er sah das Walten des „Logos“, der Welt­ordnung, hinter allen Geschehnissen des Lebens und Daseins. Und ihm ging es darum, diese Weltordnung zu erkennen.

Sokrates (469-399 v. Chr.) war grundlegend für das abendländische Denken, indem er die Philosophie sozusagen aus dem himmlischen Sphären auf den Erdboden und unter die Menschen brachte. Charakteristisch für ihn scheint sein stetiges Bemühen gewesen zu sein, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Hippokrates (460-370 v. Chr.) gilt als Urvater der Medizin. Er war der erste, der so et­was wie ein energetisches Konzept der Seele vertrat. Er war der Ansicht, dass alles Le­bendige von einer Lebenskraft erfüllt sei. „Physis“ nannte er sie (eigentlich Natur).

Platon (427-347 v. Chr.): Ein weiterer Philosoph der Griechen. Für ihn sind „Ideen“ das einzige in Wahrheit Existierende. Alles andere ist ihnen unter-geordnet, flüchtig und ver­gänglich. Seine Sicht der Welt ist also eine geistige.

Aristoteles (384-322 v. Chr.): Ein Schüler Platons. Darüber hinaus begründete er aber viele Wissenschaften, vor allem die Wissenschaftstheorie: die Antwort auf die Frage „Wie kommt man zu Wissen?“

Jesus von Nazaret (ca. 5 v. Chr.- ca. 30 n. Chr.): Zu ihm gäbe es viel zu berich-ten, was Ihnen allerdings schon bekannt sein dürfte. Die Christen übernahmen das Alte Testa­ment aus dem Judentum und fügten ihm das Neue Testament aus den Quellen der Jün­ger Jesu Christi hinzu, wie er später genannt wurde. Er prägte die Nächstenliebe als grundlegende Tugend des Christentums.

Thomas von Aquin (1225-1274) war einer der ersten Erwachenden nach dem langen Schlaf der Philosophie während des Mittelalters. Und er wies den Pflanzen eine „vege­tative Seele“, den Tieren eine „animalische Seele“ und den Menschen eine „geistige Seele“ zu. Nun fehlte ihm allerdings der „Geist“ als der entschei-dende Unterschied. Also schloss er, dass die Seelen der Pflanzen und Tieren mit ihrem Tod vergehen wür­den und nur die Seele des Menschen unsterblich sei. Vielleicht „ein Schritt in die richti­ge Richtung“.

Wilhelm Bombast von Hohenstein, genannt „Paracelsus“, (1493-1534) knüpfte an die Sichtweise des Hippokrates an (wohl ohne es zu wissen). Er sprach vom „Archäus“ als Grundlage aller Lebensvorgänge des Organismus, wobei er eine Art „feinstofflichen“ Körper im Auge gehabt zu haben scheint.

Andreas Vesalius (1514-1564): Es war den Christen verboten, Leichen zu öffnen, um die Auferstehen am Jüngsten Tage nicht zu gefährden. Als das christ-liche Dogma schwand, trat Vesalius als Begründer der modernen Anatomie auf. Bei seinen Forschun­gen entdeckte er, dass die bis dahin verwendete Anatomie die eines Affen war.

Johann Weyer (1515-1588) erkannte die „Irren“ als „Geisteskranke“. Und weil es „Kranke“ waren, konnten sie grundsätzlich auch geheilt werden.

William Harvey (1578-1657) entdeckte den Blutkreislauf: eine Sensation seiner Zeit - die es eigentlich heute noch ist.

René Descartes (1596-1650) hatte die christlichen Vorstellungen übernommen, wonach der Mensch, wie alles Leben und alles Existierende, von einem allmäch-tigen und allge­genwärtigen Gott geschaffen worden sei - und ganz und gar vom Wohlwollen seines ge­strengen Schöpfers abhängig. So war er von Selbstzweifeln geplagt, bis er schließlich Trost in der Erkenntnis fand: „Ich denke, also bin ich.“ Er schloss aus seiner Fähigkeit zu denken (und damit zu Erkenntnissen zu gelangen) auf seine eigenständige Existenz.

Isaac Newton (1642-1726) verließ die Philosophie in Richtung Physik. Seine „Gesetze der Bewegung“ sind Grundlage der Bewegungslehre: 1. „Ein Körper verharrt im Zu­stand der Ruhe oder der gleichförmig geradlinigen Bewegung, sofern er nicht durch ein­wirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwun-gen wird.“ (Trägheitsprinzip.) 2. „Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt.“ (Kraft gleich Masse mal Beschleu-nigung.) 3. „Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper A auf einen anderen Körper B eine Kraft aus (actio), so wirkt eine gleich große, aber entgegen gerichtete Kraft von Körper B auf Körper A (reactio).“ (Kraft gleich Gegenkraft). Alles sehr grundlegend. Aber man beachte: Newtons drittes Bewegungsgesetz weist sehr klar darauf hin, dass die elektrischen Impulse, die durch die sensiblen Nerven von den Wahrnehmungsorganen zu den dazugehörigen Zentren im Gehirn ziehen, eine zweite Kraft brauchen, die ihnen entgegengesetzt ist.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716): Ein weiterer deutscher Philosoph. Erkannte nicht nur, dass der Mensch mehr ist als nur ein Körper. Er sprach auch als erster von einem „Verstand“ - wobei bereits die englischen Philosophen das Konzept (als „mind“) benutzt hatten.

Ernst Stahl (1660-1734): Ein Universalgelehrter des frühen 18. Jahrhunderts. Zentrales Thema seines Hauptwerks ist die als oberstes Lebensprinzip - nach Art der hippokrati­schen Physis oder des Hohenheimschen Archäus - aufgefasste „Anima“ (lat. Seele). Sie teilt der toten Materie das Leben mit, sie hält im normalen Körper alle Funktionen im Gleichgewicht und wirkt dem Zerfall entgegen. Dieser und damit der Tod kann daher nur dadurch ein­treten, dass die „Anima“ den Körper verlässt.

Hieronymus David Gaub (1704-1780): Chemiker und Mediziner. Er setzte Chlor bei der Bekämpfung der Pest ein und verwendete es auch für die Reinigung pestverseuchter Zimmer und Häuser.

Theophile Bordeu (1722-1776) betrieb seine Studien auf den Gebieten der Chemie, Physik, Anatomie und anderem, als er zu der Überzeugung gelangte, dass all das Wis­sen, das er erworben hatte, nicht ausreiche, um eine wirkliche Erklärung für das Phäno­men des Lebens herzugeben. Die beste Grundlage irgend-welcher Erklärungs­versuche war für ihn immer noch die hippokratische Physis, französisch „La nature“. Sie äußere sich in jedem Bereich des Körpers auf eigen-tümliche, dem Bau des betref­fenden Organs entsprechende Weise. Ihre beiden grundlegenden Lebensäußerungen seien die der Wahr­nehmung und der Bewe-gung.

Immanuel Kant (1724-1804). Ein Philosoph der „Aufklärung“. Dazu seine Empfeh­lung: „Habe Mut, deinen eigenen Verstand zu gebrauchen!“ Die Aufgabe der Philoso­phie ist nach Kant die Beantwortung von vier Fragen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen? 2. Was ist der Mensch? Kant zum Verhältnis von Theorie und Anwendung: Natürlich ist die Erfahrung der große Lehrmeister, doch Vor­aussetzung ist ein Schüler, der bereits denken kann. Kant zur Ethik: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Ge­setz werde“ (der „kategorische Imperativ“). Kant zur Ästhetik: „Schön ist, was ohne Be­griff gefällt.“ Er beschäftigte sich mit den Grundlagen des Denkens (Quantität, Qualität, Relation und Modalität). Die Frage nach der Natur des Menschen konnte er uns freilich nicht beantworten.

Paul Joseph Bartez (1734-1806): Ein Schüler von Theophile Bordeu, gründete mit seinem Ende des 18. Jahr­hunderts erschienenen Werk „Nouveaux elements de la science de l’homme“ (Neue Elemente der Wissenschaft vom Menschen) die vitalistische Lehre der „Schule von Montpel­lier“. Letzter Grund aller Vorgänge im Organismus ist danach das „Principe vitale“ (Lebensprinzip). „Es ist verschieden vom ,denkenden Geist’, es ist aber mit Bewe­gung und Sensibilität [Wahrnehmung] begabt“. Krankheit ist danach eine Störung im Feld dieser Lebenskraft. Für die Behand­lung folgte daraus, dass es weniger darum ginge, die Krankheit zu heilen, als die Selbst­heilungskräfte des Organismus zu unterstützen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) schrieb: „Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken.“ Was immer sich Goethe dabei gedacht haben mag, ins Auge fällt, dass das „Sonnenlicht“ und das „Augenlicht“ eine frappierende Ähnlich­keit aufweisen - die den Sehvorgang erklären könnten. (Siehe dazu die Implikationen des dritten Bewegungsgesetzes von Newton.)

Johann Gottlieb Fichte (1762-1814). Ein weiterer deutscher Philosoph. Er gilt als Be­gründer des „Deutschen Idealismus“ und damit der Blütezeit der deutschen Philosophie. Sein Grundgedanke: Es existiert im Grunde nur das Geistige und das Ich in seiner Frei­heit. Die Welt hingegen ist nur in unseren Vorstellungen gegeben. Diese Vorstellungen aber werden nicht von der Welt, sondern von uns selbst hervorgebracht. Fichte ist also sehr theoretisch orientiert. Was seiner Philosophie fehlt, ist die Anwendung.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) ist der nächste in der Reihe der Idealisten. Er erkannte, dass sich alles Leben in liebenden Beziehungen abspielt und sich nur da­durch erhält. Was nun den Menschen auszeichnet, ist nach Hegel der Umstand, dass er sich seiner selbst bewusst ist. Geist ist seines Wesens nach Selbstbewusstsein. Das Tier ist bewusst, der Mensch möglicherweise seiner selbst bewusst.

Friedrich Wilhelm Schelling (1775-1854) ist der nächste Idealist. Die Wirk-lichkeit des Lebens umfasst für ihn in einem unbewussten Stadium die Natur und in einem bewuss­ten Stadium den menschlichen Geist. In Natur und Geist vollzieht sich nach Schelling die Verwirklichung Gottes. Der entscheidende Punkt ist die menschliche Vernunft. Schelling unterscheidet somit Geist und Natur anhand von Be­wusstsein und Unbewusst­sein, wobei er eine Entwicklung vom Un­bewusstsein zum Bewusstsein in der Welt an­nimmt. Dabei fiel sein Blick auf die Tiefen des Unbewussten im Menschen, das dieser als Teil der Natur mit sich trägt: „Alle Persönlichkeit ruht auf einem dunklen Grunde.“

Carl Friedrich Gauß (1777-1855). Von großer Bedeutung in der Statistik ist nach wie vor die „Normalverteilung“ (Gaußsche Glockenkurve). In der Messtechnik wird häufig von einer Normalverteilung ausgegangen, um die Streu-ung von Messwerten zu be­schreiben. Unabdingbar für alle Studien, die Messungen verwenden.

Matthias Schleiden (1804-1881): Die Zelltheorie ist eine der fundamentalen Erkennt­nisse auf dem Gebiet der Biologie. Sie besagt, dass alle Pflanzen und Tiere sowie ihre Organe, so vielgestaltig sie auch sein mögen, stets aus Zellen zusam-mengesetzt sind. Matthias Schleiden formulierte 1838 erstmals die Zelltheorie für Pflanzen.

Charles Darwin (1808-1882) ersetzte das Prinzip der „Konstanz der Arten“ (dass alle Pflanzen und Tiere seit jeher so existieren, wie sie in einem einmaligen Schöpfungsakt entstanden sind) durch eine Evolutionstheorie. Grundlage der Entwicklung der Arten ist demnach die Selektion (Auswahl) nach erfolgreicher Anpassung (Adaption) an überle­benswidrige Umstände. Es überlebt derjenige, dem die Anpassung am besten gelingt.

Theodor Schwann (1810-1882): Matthias Schleiden formulierte 1838 erst-mals die Zelltheorie für Pflanzen. Im selben Jahr erweiterte Theodor Schwann diese Aussage auf tierische Organismen. Die wesentliche Gemeinsamkeit aller Lebewesen wurde damit herausgestellt. 1839 veröffentlichte Schwann auch die Grundprinzipien der Embryolo­gie (vorgeburtliche Entwicklung des Kindes), indem er beobachtete, dass ein Ei eine einzelne Zelle ist, die sich schließlich zu einem vollständigen Organismus ent­wickelt.

Claude Bernard (1813-1878): Der Gegenspieler von Louis Pasteur an der Pariser Uni­versität. Von ihm stammt der Spruch: „Die Mikrobe hat keine Bedeutung. Das Terrain ist alles, was zählt.“ Mit anderen Worten, es ist nicht das Bakterium oder Virus, worum es geht. Wel­ches Terrain (oder Milieu) es vorfindet, ist, was darüber entschei­det, wie harmlos oder gefährlich es für den Menschen ist.

Max von Pettenkofer (1818-1901): Begründer der modernen Hygiene – die wiederum maßgeblich für das Verschwinden der Seuchen gewesen zu sein scheint.

Rudolf Virchow (1821-1902): Biologen hatten die tierische Zelle entdeckt und ihre Be­deutung für die Lebensvorgänge des Organismus erkannt. Also machten sich Mediziner daran, Krankheitsprozesse bis in die Zellen des menschlichen Organismus zu verfolgen. Rudolf Virchow erkannte Krankheiten als „Verände-rungen von Zellen oder Zellaggrega­ten (Organen)“. Er entdeckte auch die Leukä-mie (eigentlich „weißes Blut“).

Louis Pasteur (1822-1895): Jacob Henle publizierte eine Theorie, nach der zahlreiche Krankheiten durch mikrosko­pisch kleine Lebewesen verursacht würden. Und Louis Pas­teur fand heraus, dass sich solche Lebewesen über ihre „Keime“ fortpflanzen (man hatte bis dahin angenommen, dass sie spontan im Schlamm entstehen) und dass man „Keimfreiheit“ erreichen kann, wenn man sie durch Kochen abtötet.

Lothar von Meyer (1830-1895): Ein Chemiker. Neben Dmitri Mendelejew einer der Begründer des Periodensystems der chemischen Elemente. Er stellte die zu seiner Zeit vorhandenen Ideen über Atome und Moleküle zusammen und arbeitete eine erste Versi­on des Periodensystems aus.

Wilhelm Wundt (1832-1920) gründete 1879 an der Universität Leipzig das erste Insti­tut für experimentelle Psychologie und gilt vielen als Begründer der Psychologie als ei­genständiger Wissenschaft. Er schrieb: „Warum folgt die Psychologie nicht dem Bei­spiel der Naturwissenschaften? Es ist eine Lehre, die auf jeder Seite die Geschichte der Naturwissenschaften uns einprägt, dass die Fortschritte jeder Wissenschaft innig an den Fortschritt der Untersuchungs-methoden gebunden sind.“ Mit dieser Feststellung wollte er jedoch die Psychologie keineswegs als reine Naturwissenschaft bestimmen. So berief er sich auch auf Leibniz: „Nichts ist im Verstande, was nicht in den Sinnen gewesen ist; aus­genommen der Verstand selbst.“ Wundt war in seinen sinnesphysiologischen Experi­menten zu der Auffassung gelangt, dass für bestimmte Phänomene einfache physiologi­sche Erklärungen nicht ausreichen, sondern psychologische Begriffe notwendig sind. Er hielt die organisatorische Eigenaktivität und die kreativen Leistungen des Seelenle­bens für wichtiger als die elementaren physiologischen Bedingungen. Seine Antwort zur Motivation des Menschen (warum er Dinge tut oder unterlässt): Was wir erstreben, ist mit Lust, was uns widerstrebt, mit Unlust verbunden.

Dmitri Mendelejew (1834-1907) veröffentlichte 1869 das Periodensystem der Elemente unter dem Titel „Die Abhängigkeit der chemischen Eigenschaften der Elemente vom Atomgewicht“. Dabei wurden die damals bekannten 63 Elemente ansteigend nach der Atommasse in sieben Gruppen mit ähnlichen Eigenschaften angeordnet. Lothar von Meyer veröffentlichte wenige Monate später eine fast identische Tabelle.

Ernst Haeckel (1834-1919) formulierte 1866 das „biogenetische Grundgesetz“, wonach sich die embryonale Entwicklung des Menschen als Rekapitulation seiner Stammesge­schichte vollzieht.

Josef Breuer (1842-1925) war Mentor von Sigmund Freud. Er fand, dass „hysterische Symptome“ (zum Beispiel Augenprobleme) verschwanden, wenn man ihr erstes Auftre­ten kontaktierte. Leider arbeitete er mit der Hypnose, die sich als unzuverlässig  heraus­stellte. Versuche der beiden, die gleichen Ergebnisse auch ohne Hypnose zu erreichen, blieben leider erfolglos.

Sigmund Freud (1856-1939): Er sah in die Tiefen des „Unbewussten“ und erkannte die wichtige Rolle der Sexualität – wenn er sie auch in einer allzu engen Theorie der psy­chosexuellen Entwicklung des Menschen unterbrachte. In seiner frühen Zeit sprach er auch von „seelischer Energie“, deren Ursprung er in „physiologischen Quellen“ (sprich dem Stoffwechsel) annahm. Woher sonst sollte sie kommen?

Eugen Bleuler (1857-1939): Ein Schweizer Psychiater. Lebte bis zu seiner Vereheli­chung unter seinen Patienten im „Burghölzli“ (einer psychiatrischen Anstalt in Zürich). Da die sedierenden Psychopharmaka noch nicht erfunden waren, hatte er die alltägliche Gelegenheit, all die befremdlichen Symptome seiner Patienten zu beobachten.

Heinrich Hertz (1857-1894): Ein deutscher Physiker. Er konnte 1886 als erster elektro­magnetische Wellen im Experiment erzeugen und nachweisen und gilt damit als deren Entdecker. Das elektromagnetische Spektrum ist die Gesamtheit aller elektromagneti­schen Wellen verschiedener Wellenlänge. Das Lichtspektrum, auch Farbspektrum, ist der für den Menschen sichtbare Anteil des elektro-magnetischen Spektrums. Das elektro­magnetische Spektrum ist von überragender Bedeutung für ein Verständnis des Baus des physikalischen Universums – in dem das Leben stattfindet.

Max Planck (1858-1947) erkannte, dass Photonen (Partikel) einer Welle mit der Wel­lenlänge korrelieren. Je länger die Wellenlänge, desto massereicher der Partikel. Mögli­cherweise auch wesentlich für das Verhalten seelischer/mentaler Energie – die eine grundlegende Form elektromagnetischer Energie scheint.

„Mahatma“ Gandhi (1869-1948) lehrte uns, was „Pazifismus“ ist. Hass erzeugt nur weiteren Hass. Gewalt erzeugt nur Gegengewalt. Er vertrieb die britischen Besatzer mit gewaltlosem Widerstand aus seiner Heimat.

Alfred Adler (1870-1937). Ein Psychologe. Er zeigte uns, was „Minderwertig-keitsge­fühle“ sind und woher sie oft kommen: seiner Meinung nach aus den Erlebnissen des Kindes, das sich Erwachsenen gegenüber oft als „minderwertig“ fühlen muss.

Otto Veraguth (1870-1944): Der russische Forscher Iwan Tarchanoff veröffentlichte 1890 eine Abhandlung über Zusammenhänge zwischen psy-chischen Vorgängen und elektrischem Hautwiderstand. Kurze Zeit später gingen in der Schweiz der Elektroinge­nieur E. K. Müller und der Neu­rologe Otto Veraguth dem Phänomen nach, wobei sie ein sogenanntes „Galvano­meter“ verwendeten (ein Gerät zur Messung sehr kleiner elektri­scher Ströme). Angeregt durch Veraguth, bezog Carl Gustav Jung das „psychogalvani­sche Phänomen“ in seine Stu­dien ein. Dabei beobachtete er, dass verzögerte und/oder anderweitig auffällige Reakti­onen stets mit einem deutlichen Galvanometer-Ausschlag (eine Bewegung des Zeigers nach rechts) einhergingen. Das psychogalvanische Phäno­men wurde jedoch in der „Züricher Schule“ nicht weiter verfolgt. Jung führte auch eini­ge Experimente zusammen mit Frederick Peterson durch. Der brachte das Galvanometer in die USA, wo die Entwicklung aber eine ganz andere Rich­tung nahm. William Mar­ston und John Larson bauten unabhängig voneinander ein Gerät, in dem sie die einzel­nen Komponenten zusammenfassten. Sie präsen-tierten ihre Erfin­dung als Hilfsmittel zu Erforschung seiner Gedanken und Gefühle und erreg­ten damit in den 1920-er Jahren großes Aufsehen. Sobald es tragbare Geräte mit Röhren­verstärker gab, fanden auch Po­lizisten Interesse daran. Sie verwendeten sie als „Lügende­tektoren“. Und als solche fin­den sie noch heute in einer ganzen Reihe von Län­dern Verwendung. Eine entscheidende Verbesserung erzielte in den 1940-er Jahren Volney Mathison.

Otto Loewi (1873-1961) entdeckte die chemische Weiterleitung von Nerven-impulsen auf das Zielorgan. Er konnte nachweisen, dass für die Übertragung eines Nervenimpul­ses auf das Herz (eines Frosches) ein chemischer Stoff verantwortlich sein musste, den er als „Vagusstoff“ bezeichnete und der später von Henry Dale als „Acetylcholin“ iden­tifiziert werden konnte. Er hatte auf diese Weise den ersten Neurotransmitter gefunden (chemische Stoffe die in der Nervenbahn die Übertragung von einem Nerv auf den nächsten bewerkstelligen).

Edward Lee Thorndike (1874-1949) experimentierte in den späten 90-er Jahren des 19. Jahrhunderts mit Mäusen, Hühnern, Ratten, Katzen und allerlei anderem Getier - in­mitten von Büchern, Zeitungen und Zigarettenkippen. Immer eingedenk der größeren Sub­tilität menschlichen Lernens, neigte er dazu, kom-plexeres Lernen aufgrund einfa­cherer Lernprinzipien zu verstehen und die einfacheren Formen menschlichen Lernens mit denjenigen der Tiere zu identifizieren. In diesem Sinne sind Thorndikes Lernprinzi­pien zu verstehen, als deren bekanntestes das Effektprinzip. Danach wird jede Hand­lung, die in einer gegebenen Situation zu Befriedigung führt, mit dieser Situation ver­knüpft, so dass im Falle eines Wiederauftretens der Situation die Handlung mit höherer Wahr­scheinlichkeit als zuvor wieder auftritt. Umgekehrt wird jede Handlung, die in einer ge­gebenen Situation zu Unbehagen führt, von dieser Situation dissoziiert, so dass im Falle eines Wiederauftretens der Situation die Handlung mit geringerer Wahrschein­lichkeit als zuvor wieder auftritt.

Carl Gustav Jung (1875-1961) beschrieb seelische Energie ähnlich wie Sigmund Freud, distanzierte sich aber von der Theorie der psychosexuellen Entwicklung nach Freud.

Albert Einstein (1879-1955): „Eine neue Theorie zu schaffen ist nicht, wie einen alten Schuppen wegzureißen und einen Wolkenkratzer an seine Stelle zu setzen. Es ist eher, wie auf einen Berg zu klettern, neue und weitere Ausblicke zu erhalten und unerwartete Verbindungen zwischen unserem Ausgangspunkt und seiner Umgebung zu entdecken. Aber die Stelle, von der wir ausgegangen sind, existiert immer noch, und man kann sie sehen, obwohl sie jetzt viel kleiner aussieht und einen winzigen (aber wichtigen) Teil des Ausblicks ausmacht, den wir gewonnen haben, indem wir die Hindernisse auf unse­rem abenteuerlichen Weg nach oben gemeistert haben.“ Ich musste oft an Albert Ein­stein denken in den letzten 30 Jahren.

Otto Warburg (1883-1970) entdeckte 1923/1924 den anaeroben (sauerstoff-freien) Stoffwechsel der Krebszellen. Er hatte festgestellt, dass Tumoren sich durch eine unge­wöhnliche Konzentration von Laktat, das Produkt der anaeroben Glykolyse (Abbau von Kohlenhydraten), auszeichnen, obwohl genügend Sauerstoff für die Verbrennung mithil­fe der Mitochondrien (die kleinen „Kraft-werke“ des Körpers) vorhanden war. Daraus hatte er 1930 die Hypothese abgeleitet, dass eine Funktionsstörung der Mitochondrien in Krebszellen der Hauptgrund für das Wachstum von Krebs sei. Die Hypothese ist in­teressant, da Mitochondrien eigentlich Bakterien ähnliche Gebilde sind (indem sie ihren ei­genen Stoffwechsel und ihre eigene Fortpflanzung haben). Sie scheinen seit langem eine Symbiose mit dem Menschen zu bilden, wobei jede Körperzelle zwischen einigen und einigen tausend Mitochondrien von ihnen hat, sodass der Mensch ohne seine Mit­ochondrien kaum existieren könnte. Eine weitflächige Vergiftung von Mitochondrien wiederum ist nicht ungewöhnlich und geht mit diffusen Schmerzen und Mattigkeit ein­her.

Jacob Moreno (1889-1974) vertrat ähnlich wie Eric Berne einen gruppen-therapeuti­schen Ansatz. Seine Ideen wurden auch in Selbsthilfegruppen verwendet, wo es eher um Persönlichkeitsentfaltung als Therapie ging.

Werner Kollath (1892-1970) propagierte die Vollwerternährung. Es gelang ihm in ein­drucksvollen Experi­menten, Tiere mit der gewöhnlichen Industriekost so lange am Le­ben zu halten, bis sie Krankheiten zeigten, die üblicherweise als „Alters-“ und „Abnut­zungskrankheiten“ gelten. Bei Ratten dauerte es etwa 2 Jahre - was beim Menschen 50 Jahren entspricht. Er konnte diese Krankheiten durch natür­liche Kost ver­hüten, wo­bei Vollgetreide die entscheidende Rolle spielte.

Anna Freud (1895-1982): Die Tochter von Sigmund Freud. Sie fand viele „Abwehrme­chanismen“, die die Person meist unterbewusst benutzt, um sich gegen unerwünschte mentale Inhalte zu schützen.

Jean Piaget (1896-1980) erforschte die Entwicklung des Kindes und erarbeitete mit oft einfallsreichen Experimenten die psychischen Entwicklungsstadien des Kindes und Heranwachsenden.

Volney Mathison (1897-1965): Ein Radiobauer und passionierter Psycho-analytiker. Ex­perimentierte in den 1940-er Jahren mit „Lügendetektoren“ (wie sie auf E. K. Müller und Otto Veraguth zurückgingen). Er baute seine eigene Ver­sion und nannte sie „Elec­troencephaloneuromentimograph“, „Electropsychometer“ oder einfach „E-Meter“. Als es Transistoren zu erschwinglichen Preisen gab, verwendete er Transis­toren anstelle der bisherigen Röhrenverstärker. Mathison verkaufte sein „E-Meter“ zusammen mit Ton­bändern und Büchern. Die Idee war, dass sich die Leute auf diese Weise Zugang zu den verborgeneren Inhalten ihres Verstandes verschaffen und sich damit auseinandersetzen könnten.

B. F. Skinner (1904-1990) etablierte die Verhaltenswissenschaft. Er fand heraus, wel­che Wirkungen Bestrafung und Belohnung haben - und stellte auch fest, dass Belohnung in der Regel wirkungsvoller ist als Bestrafung. Auf ihn geht im übrigen auch die Dres­sur von Zirkustieren zurück, die sich oft erstaunliche „Kunststücke“ beibringen lassen – wie Menschen für Geld alles Mögliche tun, ohne es jemals zu hinterfragen. Der Ver­stand interessierte ihn nicht.

Willem-Karel Dicke (1905-1962): Ein niederländischer Kinderarzt. Forschte Zeit seines Lebens zur Zölia­kie (Reizdarm) seiner Patienten. Als Auslöser fand er schließlich ein Gluten (Kleberei­weiß) des Weizens.

Louis-Claude Vincent (1906-1988) untersuchte zwischen 1950 und 1974 die Qualität des fran­zösischen Trinkwassers. Sein wichtigster Befund ist der Zusammenhang zwi­schen der Gesundheit der Bevölkerung und dem Mineral-stoffgehalt ihres Trinkwassers. Er stellte fest, dass die Sterblichkeitsrate in Städten mit mineralstoffarmem Trinkwas­sers viel geringer ist als in Städten, deren Trinkwasser eine Menge Mineralstoffe enthält. Grenoble bsw. hat relativ reines Wasser – und eine relativ geringe Sterblichkeitsrate. Orte an der Côte d'Azur haben sehr kalkhaltiges Wasser – und eine um ein Drittel höhe­re Sterblichkeitsrate. Ähnliches fand er hinsichtlich Krebs- und Infarkthäufigkeiten.

Abraham Maslow (1908-1970) definierte Klassen von Bedürfnissen und ordnete sie in seiner „Bedürfnis-Pyramide“ an. Ganz unter stehen physiologische Bedürfnisse, wie es­sen und trinken, ganz oben Bedürfnisse der Selbstver-wirklichung. Der springende Punkt ist, dass die einfacheren Bedürfnisse befriedigt sein müssen, bevor die höheren in den Fokus rücken. Ein Anwendungsbeispiel: Erst wenn die Menschen genügend zu essen und zu trinken haben und wenn sie sich all den Komfort leisten können, der ihnen das Le­ben angenehm macht, werden sie anfangen, sich Gedanken über die Umwelt zu machen.

Johanna Budwig (1908-2003) forschte zur Rolle der „ungesättigten Fettsäuren“ (pflanzlichen Ölen) in der Nahrung. Als das beste/gesündeste Öl stellte sich Leinöl heraus: ein Ausnahmeprodukt der Natur. Sie wies aber auch darauf hin, dass diese Öle nie­mals erhitzt werden sollten. Daraus erhält man die schädlichen „Transfette".

Eric Berne (1910-1970) sah die Interaktionen von Menschen als „Spiele“ an, wobei je­des Spiel aus einer Reihe von Verhaltensweisen der Beteiligten besteht, die ihnen aller­dings nicht bewusst sind. So ließ er Ehepaare, Familien oder Firmenangehörige ihre „Rollen“ spielen, um sie zur Erkenntnis dessen zu bringen, was sie eigentlich die ganze Zeit tun.

L. Ron Hubbard (1911-1986) entdeckte eigentlich den Verstand wieder und begann so etwas wie mentale Technologie. Von ihm stammt auch die Emotions-skala. Er halbierte sie allerdings bei Feindseligkeit – anstelle von Langeweile.

Francis Crick (1916-2004) erhielt 1962 zusammen mit James Watson und Maurice Wilkins den Nobelpreis für Physiologie und Medizin für die Aufklärung der Molekular­struktur der Desoxyribonukleinsäure (DNA). Gewiss eine großartige Entdeckung, doch nur die „halbe Miete“, um den Menschen zu verstehen. Leider glaubte er auch, dass es sich beim menschlichen Bewusstsein „in Wirklichkeit nur um das Verhalten einer riesi­gen Ansammlung von Nervenzellen und dazu-gehörigen Molekülen“ handle. Und diese Idee führte natürlich nirgendwo hin.

Maurice Wilkins (1916-2004). Ein Kollege von Francis Crick.

Irving Janis (1918-1990): Seine Forschungen galten vor allem dem „Gruppendenken“. Das heißt, dass die Urteilsbildung des einzelnen nicht nur auf ihn selbst, sondern auch seine Umgebung zurückgeht: Was ist die herrschende Meinung dazu? Das ist die Fra­ge.

Leon Festinger (1919-1989): Von ihm stammt die Theorie der „kognitiven Dissonanz“. Das heißt, dass Menschen stets bemüht sind, eine solche Dissonanz zu überwinden. Wenn sich also jemand ein Auto kauft, das nicht als besonders gut gilt, neigt er dazu, Gründe zu finden, weshalb dieses Auto genau das richtige für ihn ist.

Nils Bohr (1922-2008): Ein Chemiker. Er entwarf ein Atommodell, das vielen heute noch immer als das beste erscheint.

Irene Mumford (1926-1991): Von ihr stammt schlicht und einfach die fortgeschrittenste und beste mentale Technologie, die auf diesem Planeten verfügbar ist.

James Watson (*1928). Ein Kollege von Francis Crick.

Hans-Ulrich Hertel (*1928) forschte zu den seiner Meinung nach gesundheits-schädli­chen Wirkungen von Mikrowellen-Herden. Auf ihn geht maßgeblich die Diskussion um Elektrosmog überhaupt zurück.

John W. Olney (1931-2015) wurde durch seine Forschungen zu Schädigungen des Ge­hirns durch Glutamat (Geschmacksverstärker), Aspartam (künstliches Süßungsmittel) und Cystein (eine für die Mehlbehandlung und als Backmittel verwendete Aminosäure) bekannt.

Allen Chalmers (*1939): Jede Wissenschaft und jede wissenschaftlich Arbeit oder Stu­die, beruht auf einem Fundament. Dieses Fundament ist die Methode. Und die Wissen­schaftstheorie oder Methodenlehre ist die Wissenschaft von den verwendeten Methoden. Chalmers ist ein großartiger Wissenschaftstheoretiker.

Udo Erasmus (*1942) forschte lange Zeit über Öle, die krank machen, und Öle die ge­sund für den Körper sind. Im Fachhandel ist auch eine von ihm selbst zusammengestell­te Ölmischung erhältlich.

Sucharit Bhakdi (*1946): In den USA geborener deutscher Infektiologe, Bakteriologe, Virologe, Epidemiologe und Immunologe. Lehrte uns den „State of the Art“, als Anfang der 20-er Jahre eine Pandemie die Welt zu bedrohen schien.

Wolfgang Wodarg´(*1947): Lungenarzt, Epidemiologe und Politiker. Hatte schon 2008 die Deutschen vor der Impfung gegen die genannte „Schweinegrippe“ bewahrt, die in Schweden, das als erstes Land damit begonnen hatte, bereits zu ernsthaften Impfschä­den (in Form von Narkolepsie: einer Schlafstörung) geführt hatte. Machte uns später mit der Arbeit von Virologen vertraut, die ständig dabei sind, neue Mutationen zu finden, identifizieren und registrieren.

Peter Shepherd (*1952) hat sich insbesondere dadurch verdient gemacht, dass er die fortgeschrittene mentale Technologie von Irene Mumford in eine leicht verständliche und anwendbare Form gebracht hat.

John B. Symes (1953-2020) entdeckte die schädlichen Auswirkungen von Kasein (aus der Kuhmilch), Gluten (vor allem aus dem Weizen), Soja und (einigen Arten von) Mais. Er war damit in der Lage, viele Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts sowie Epilepsie und andere Nervenkrankheiten zu heilen. Seine „Diät“ ist in der Tat weniger einer Diät als schlicht und einfach gesunde Ernährung.

Sie werden einige Namen dieser Liste möglicherweise kennen, wenn Sie in der Schule aufgepasst haben. Ansonsten – und um wieder zum Ernst der Sache zurückzukehren – finden Sie hier Leute, die uns grundlegende Erkenntnisse vermittelt haben im Bereich der Philosophie, der Religionen, der Geistes-wissenschaften und der Naturwissenschaf­ten: Physik (die Lehre von den Kräften), Chemie (die Lehre von den Stoffen), Biologie (die Lehre vom Leben) und Anthropologie (die Lehre vom Menschen) – mit den Berei­chen Anatomie (Lehre vom Körperbau) und Physiologie (Lehre von den natürlichen Vorgängen im Körper). Ich hoffe, es hat Ihnen Spaß gemacht. Und wenn Sie Kommen­tare oder Fragen haben oder die Idee, ich hätte jemanden oder etwas vergessen, lassen Sie es mich bitte wissen.

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